Übersetzungsprogramme auch im App-Zeitalter kein Ersatz für menschliche Übersetzer und Dolmetscher

Werkzeug statt Konkurrenz: Wie Sprachexperten Technik sinnvoll nutzen

Berlin, 3. Februar 2021 – Immer häufiger ist zu hören bzw. zu lesen, das Übersetzen von einer Sprache in eine andere sei mit frei im Internet verfügbaren Apps und automatischen Übersetzungsprogrammen mittlerweile ein Kinderspiel. Sogar Simultandolmetscher sollen sie angeblich bald ersetzen.

Das Verschwinden des Übersetzer- bzw. Dolmetscherberufs aufgrund des technologischen Fortschritts wird seit Jahrzehnten regelmäßig prognostiziert. Diese Prophezeiungen entspringen einem oberflächlichen – durch Science-Fiction und vollmundige Werbeversprechen der Anbieter noch befeuerten – Verständnis, was sogenannte Künstliche Intelligenz tatsächlich leisten kann. In der Realität und im professionellen Umfeld können Maschinen menschliche Übersetzer und Dolmetscher jedoch nicht ersetzen.

Künstliche Intelligenz „versteht“ keine Zusammenhänge

Sprachübertragung ist ein hochkomplexer kognitiver Prozess, bei dem es nicht um das simple Ersetzen von bestimmten Buchstaben- oder Lautfolgen geht, sondern darum, die Bedeutung, den Sinn einer Aussage zu transportieren und damit den Lesern bzw. Zuhörern einer anderen Sprache vor deren eigenem kulturellen Hintergrund verständlich zu machen. Eine Übersetzung (schriftliche Übertragung) oder Verdolmetschung (mündliche Übertragung) gilt dann als gut, wenn eine mit einer bestimmten Intention geäußerte Botschaft auch beim Zielpublikum wie beabsichtigt ankommt. Dazu sind Übersetzungsmaschinen nur bedingt fähig: Sie „denken“ nicht und können die ihnen vorgesetzten vielschichtigen Texte nicht im eigentlichen Sinne „verstehen“. Die menschliche Sprache ist nun einmal kein statistisch, mit mathematischen Formeln und Algorithmen berechenbares Phänomen.

KI hilft dem Menschen bei automatisierbaren Routineaufgaben

Dennoch wird KI auch für sprachliche Anwendungen – wie in vielen anderen Bereichen vor allem bei gleichförmigen Routineaufgaben – eingesetzt. Ähnliches ist z. B. auch für das News-Geschäft zu beobachten: Von maschinell verfassten Meldungen bis hin zu Nachrichtensprecher-Avataren scheint alles möglich. Der technologische Fortschritt kann jedoch nicht über die erheblichen Defizite solcher Systeme hinwegtäuschen: angefangen bei fehler- oder lückenhaftem Trainingsmaterial über den Verzerrungseffekt aufgrund von Vorurteilen in den riesigen Textbeständen, mit denen die KI-Systeme gefüttert werden müssen, bis hin zum Datenschutz oder ethischen Fragen, um nur einige zu nennen. Fraglich bleibt auch, ob eine von wirtschaftlich interessierter Seite propagierte – allerdings nur für eng umrissene Aufgabenstellungen, sozusagen unter Laborbedingungen, ermittelbare – sogenannte „Human Parity“, also ein Gleichziehen mit menschlicher Leistung und Qualität, überhaupt erreicht werden kann. Zu echter kreativer Intelligenz ist tatsächlich (bisher) nur der Mensch fähig.

Seltene Sprachen für kommerzielle Geschäftsmodelle eher uninteressant

Hinzu kommt, dass Apps und Übersetzungsautomaten überwiegend Sprachen bedienen, die von sehr vielen Menschen gesprochen werden. Die global ausgerichteten Software-Anbieter haben schon allein aus ökonomischen Gründen sogenannte seltene, von nur wenigen Menschen oder in wirtschaftlich weniger zentralen Regionen gesprochene Sprachen kaum im Blick. Investitionen in die aufwendige Entwicklungsarbeit für diese „kleinen“ Sprachen lohnen sich für die IT-Riesen einfach nicht. Damit werden diese Sprachgemeinschaften zunehmend von der globalen Kommunikation ausgeschlossen, mit negativen Auswirkungen nicht zuletzt auf ihre Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.

Apps für den Alltag – qualifizierte menschliche Übersetzer und Dolmetscher für professionelle Aufgaben

Für den privaten Alltagsgebrauch z. B. im familiären Umfeld oder für den Austausch im Freundes- und Bekanntenkreis können Apps hilfreich sein. Missverständnisse aufgrund von Übersetzungsfehlern der Maschine sorgen hier in der Regel höchstens für Verstimmung, im besten Fall für Belustigung.

Geht es aber um geschäftskritische (Technik, Marketing etc.), rechtlich oder für die Gesundheit relevante Texte und Gespräche, sind qualifizierte, entsprechend ausgebildete und spezialisierte Übersetzer und Dolmetscher die richtigen Partner, die ihre Auftraggeber kompetent beraten: Sie wissen dank ihrer Berufserfahrung, wie und wann für professionelle Anwendungen entwickelte Übersetzungssysteme unter Einbindung automatisierter Prozesse sinnvoll und effizient eingesetzt werden können und wo sich mögliche Fehlerquellen verstecken bzw. welche Tools ihnen beim Dolmetschen gute Dienste leisten. In ihren Händen sind die digitalen Hilfsprogramme keine unberechenbaren Selbstläufer, sondern nützliche Arbeitswerkzeuge.
 

Über den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ)
Der BDÜ ist mit mehr als 7.500 Mitgliedern der größte deutsche Berufsverband der Branche. Er repräsentiert etwa 80 Prozent aller organisierten Dolmetscher und Übersetzer in Deutschland und setzt sich seit 1955 für die Interessen seiner Mitglieder sowie des gesamten Berufsstands ein. Eine BDÜ-Mitgliedschaft stellt ein Qualitätssiegel für professionelle Leistungen im Übersetzen und Dolmetschen dar, da eine Aufnahme in den Verband nur mit entsprechender fachlicher Qualifikation möglich ist. Die als Kommunikationsexperten bundesweit für rund 90 Sprachen und eine Vielzahl von Fachgebieten gefragten BDÜ-Mitglieder sind in der Online-Datenbank auf der Verbandswebsite schnell und einfach zu finden.
 

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