Aussetzung des Bundeswehreinsatzes in Mali / Lehre aus Afghanistan-Abzug: BDÜ und Red T rufen Bundesregierung zum Schutz der zivilen Ortskräfte wie Dolmetscher und Übersetzer auf
Die Bundesregierung hat am 12. August die Aussetzung des Bundeswehreinsatzes in Mali im Rahmen der UN-Stabilisierungsmission MINUSMA bekannt gegeben. Medienberichten zufolge signalisiere dies einen bevorstehenden Truppenabzug aus dem westafrikanischen Staat.*
Die internationale Nichtregierungsorganisation Red T, die sich für den Schutz von Dolmetschern und Übersetzern in Krisengebieten einsetzt, appelliert jetzt in einem Offenen Brief an das Bundesverteidigungsministerium, das Auswärtige Amt sowie das Bundesinnenministerium, ein ähnliches Chaos wie in Afghanistan vor gut einem Jahr zu vermeiden. Damals blieben Hunderte, durch ihre Zusammenarbeit mit den Streitkräften stark gefährdete Ortskräfte ohne Schutz im Krisengebiet zurück. In dem Brief, der vom BDÜ mitunterzeichnet ist, ruft Red T dazu auf, rechtzeitig für die Sicherheit der zivilen Ortskräfte und ihrer Familien zu sorgen. Zusätzlich bekräftigt der BDÜ mit einem eigenen Anschreiben an die Ministerien den Appell. Durch ihre Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sind die Dolmetscher und Übersetzer und ihre Angehörigen als vermeintliche Verräter immer wieder Anfeindungen ausgesetzt und werden massiv bedroht. Die Bundesregierung muss gewährleisten, dass ihre Ausreise aus Mali und die Einreise nach Deutschland rechtzeitig und möglichst unbürokratisch geregelt wird. Wie der überstürzte Abzug aus Afghanistan gezeigt hat (siehe BDÜ-Meldung vom 17.08.2021), ist hier eine sorgfältige und frühzeitige Planung noch vor dem vollständigen Truppenabzug unabdingbar. Die Bundesregierung ist aufgerufen, bereits jetzt alles dafür zu tun, die Menschen langfristig zu schützen, die vor Ort unter Einsatz ihres Lebens für die Streitkräfte arbeiten bzw. gearbeitet haben.
Offener Brief Red T: A Beacon of Light for Interpreters in Mali
* Der SPIEGEL, 15.08.2022: Möglicher Abzug aus Mali laut Bundeswehr bislang nicht geregelt